Antibiotika-assoziierte Diarrhö
Durchfall nach Antibiotika
Antibiotika spielen im Rahmen der Behandlung von bakteriellen Infektionserkrankungen eine zentrale Rolle. Allein im Jahr 2010 erhielten etwa 22 Millionen kassenärztlich versicherte Patienten ein Antibiotika-Rezept. Doch so hochwirksam diese Arzneimittel bei der Bekämpfung von Bakterien auch sind, so unangenehm können mögliche Begleiterscheinungen einer Antibiotika-Therapie sein. Besonders verbreitet häufig sind Unverträglichkeiten im Magen-Darm-Bereich – speziell Durchfall gehört zu den häufigsten Nebenwirkungen von Antibiotika. Ärzte sprechen in diesem Zusammenhang auch von „Antibiotika-assoziierter Diarrhö“.
Antibiotika-assoziierte Diarrhö (AAD) – was ist das?
Eine Antibiotika-assoziierte Diarrhö liegt vor, wenn es während oder nach der Einnahme von Antibiotika zu Durchfall (wässriger Stuhl, Stuhlgang mehr als 3x pro Tag) kommt, der nicht durch eine andere Ursache erklärt werden kann.
Experten zufolge tritt Durchfall nach Gabe von Antibiotika in bis zu 25 Prozent der Fälle auf. Die Symptome können innerhalb von Stunden nach der ersten Einnahme auftreten oder auch erst Wochen nach dem Absetzen des Medikaments. Besonders typisch ist Durchfall, der häufig von leichter Übelkeit, Appetitlosigkeit oder auch Blähungen begleitet wird. Die Beschwerden können nur leicht ausgeprägt sein, aber es kann auch zu sehr starken Durchfällen kommen.
In vielen Fällen lässt sich das Problem gut in den Griff bekommen. Manchmal kann es jedoch im Rahmen einer Antibiotika-Behandlung zu einer Infektion mit antibiotikaresistenten Durchfallerregern (häufig Clostridium difficile) kommen. Diese kann ohne Symptome verlaufen, sie kann aber auch zu einer lebensbedrohlichen Darmentzündung führen, die als schwere Komplikation der Antibiotika-Therapie gilt. Im Zweifel ist daher immer ein Arztbesuch angeraten.
Durchfall nach Antibiotika: Ursachen
Antibiotika können über verschiedene Mechanismen zu Durchfall führen. Zum einen beschleunigen bestimmte Antibiotika die natürlichen Darmbewegungen – diese direkte Wirkung der Arzneimittel kann Durchfall auslösen. Zum anderen kommen auch allergische oder toxische Mechanismen als Ursache infrage.
Besonders häufig beruht die Entwicklung einer AAD aber auf einer Störung der normalen Darmflora. Denn Antibiotika greifen nicht nur krankmachende Bakterien an, sondern auch die „guten“ Darmbakterien. Auf diese Weise wird das komplexe Gleichgewicht der Darmflora, das auf einem fein abgestimmten Miteinander verschiedener Mikroorganismen basiert, empfindlich gestört. Dabei kann es zu Veränderungen des Stoffwechsels der Darmflora kommen, was Durchfall zur Folge haben kann. Hinzu kommt, dass sich bestimmte antibiotikaresistente Keime (häufig Clostridium difficile) stark vermehren können und es zu einer Überwucherung des Darms durch krankmachende Darmbewohner kommt. Auch das kann dazu führen, dass sich Durchfall entwickelt.
Das Risiko, dass sich eine AAD entwickelt ist unter anderem abhängig von dem eingesetzten Antibiotikum.
Durchfall durch Antibiotika: Was tun?
Auch wenn es zu unangenehmen Nebenwirkungen während der Antibiotika-Therapie kommt, sollte das Antibiotikum nicht auf eigene Faust abgesetzt werden. Ein vorschnelles Absetzen des Antibiotikums kann u. a. dazu führen, dass sich Resistenzen bei den Bakterien entwickeln. Verständigen Sie Ihren Arzt und besprechen Sie mit ihm das weitere Vorgehen – das gilt insbesondere bei schweren Symptomen oder wenn Fieber auftritt.
Eine zielgerichtete und effektive Durchfall-Behandlung, die ggf. auch parallel zu einer notwendigen Antibiotika-Therapie durchgeführt werden kann, ist hier also umso wichtiger.
Grundsätzlich gilt bei der Behandlung von AAD: Die Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten müssen rasch ausgeglichen werden, um eine Dehydratation (Austrocknung) zu vermeiden. Zu den allgemeinen Maßnahmen zählt daher eine Steigerung der Flüssigkeitszufuhr (stilles Wasser, Kräutertee) und ggf. die Einnahme fertiger Glucose-Elektrolytlösungen aus der Apotheke.
Bei der Behandlung von Antibiotika-assoziiertem Durchfall mit Arzneimitteln ist Vorsicht geboten. Denn viele herkömmliche Durchfallmittel sind in diesem Fall nicht geeignet. Dazu zählen zum Beispiel die sogenannten Motilitätshemmer, die die natürliche Darmbewegung hemmen und auf diese Weise den Durchfall symptomatisch bekämpfen. Auch sogenannte Enkephalinasehemmer sind bei der Behandlung von AAD kontraindiziert.
Auch weitere klassische Durchfallmittel wie die sogenannten Enkephalinasehemmer dürfen bei dieser Form von Durchfall nicht zum Einsatz kommen.
Hilfreich können hingegen sogenannte Probiotika sein, denn sie können die Regeneration der Darmflora nach der Antibiotika-Einnahme unterstützen. Entsprechende Präparate enthalten Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien oder bestimmte Hefekulturen, die auch in der natürlichen Darmflora vorkommen. Die Einnahme kann dazu beitragen, dass sich die „guten“ Bakterien im Darm schneller erholen und somit krankmachende Keime keine Chance haben, sich im Darm auszubreiten. Sie können teilweise sogar vorbeugend wirken.